Denk mal nach: Wem folgst du?…
Normalerweise bekomme ich nicht immer mit, was in der Umgebung passiert, wenn ich hinter dem Lenkrad sitze. Meine Fähigkeit, gleichzeitig mehrere Dinge zu tun, funktioniert da nicht 100-prozentig, also konzentriere ich mich lieber aufs Fahren.
Doch vor einiger Zeit, als ich unter einer Autobahnbrücke unter einem Stadtviertel fuhr, konnte ich etwas nicht übersehen. Ich schaue immer automatisch nach oben, wenn ich unter einer Brücke fahre. An jenem Tag waren aber keine Kinder dort oben, die fröhlich winkten, sondern Schafe. Ja, wirklich Schafe, die hintereinander liefen. Eins blieb stehen und betrachtete die Autos, die unter der Brücke vorbeifuhren. Es war fast so, als wenn es direkt zu mir nach unten schaute. Das Ganze dauerte vielleicht zwei Sekunden, aber dieses Bild ist mir hängen geblieben. Was suchten die Schafe auf dieser Autobahnbrücke in einem Stadtviertel? Gab es wirklich keinen anderen Weg, wo sie hätten durchlaufen können, außer durch die Stadt? Auf grünen Wiesen oder Auen vielleicht? Ich kann mir vorstellen, dass der Autolärm und die schnellen Autos unter ihnen, den Schafen Angst machten. Doch scheinbar war das der richtige Weg, der Weg, den der Hirte für den besten hielt.
Von einer Lebenssituation zu einer anderen zu wechseln, das kommt auch im Leben vor. Und der Weg kann beim Rübergehen unheimlich und bedrohlich aussehen. Manchmal geht er über Berge, manchmal über tiefe Täler. Und manchmal auch über Brücken, unter denen Dinge sind, die große Angst machen. Oft komme ich mir dann vor, wie dieses eine Schaf auf der Autobahnbrücke, das stehen blieb und nach unten schaute. Das sollte ich besser nicht tun, wenn ich in meinem Leben über Brücken gehe. Nicht nach unten in die Tiefe schauen, auf das Unbekannte und Bedrohliche. Sondern nur den guten Hirten im Blick haben, der vor mir geht und den Weg kennt.
Dass das nicht leicht umzusetzen ist, erlebe ich selbst. Besonders dann, wenn es scheint, dass Befürchtungen zu Wirklichkeit werden. Gott zu vertrauen, fällt mir in solchen Zeiten nicht immer leicht. Obwohl er stehts bewiesen hat, dass sowohl seine Fähigkeiten, wie auch seine Absichten mein volles Vertrauen verdienen. Vielleicht liegt es daran, dass ich oft die Dinge überdenke, wo ich besser meinem Hirten vertrauen sollte. Wie diese Schafe es taten, die ich an jenem Tag sah. So vertrauen, wie es auch David im Psalm 23 beschreibt.
„Der Herr ist mein Hirte…“ Wahrscheinlich der bekannteste und meist zitierter Psalm. Ein Klassiker. Jeder einzelne Vers ist Balsam für die Seele. Zwei davon berühren mich allerdings ganz besonders.
„Und ob ich schon wanderte im finsteren Tal, im Tal des Todesschattens, fürchte ich kein Unglück, denn du bist bei mir…“ In meinem Sinn entsteht ein Bild. Abenddämmerung. Dichter Nebel. Schatten von nackten Bäumen, deren Zweige wie Hände aus dem Nebel herausgreifen. Unheimliche Geräusche, die die bedrohliche Stille durchdringen. Und mitten drinnen ein Weg. Mein Weg. Der Weg, den ich gehen muss. Ich wage keinen Schritt. Doch dann blicke ich auf Jesus. Er steht vor mir und streckt seine Hand aus. „Vertraust du mir?“, fragt er mich. Ich nehme seine Hand und laufe los. Ich weiß nicht, wie lang der Weg durch dieses finstere Tal sein wird. Ich kann nicht sehen, wodurch er führt, und wo er endet. Alles, was ich sehen kann, sind Jesu Füße, den nächsten Schritt. Doch das ist auch alles, was ich zu sehen brauche.
„Du bereitest vor mir einen Tisch im Angesicht meiner Feinde. Du salbst mein Haupt mit Öl und schenkst mir voll ein.“ Das ist der zweite Vers, der mich hier sehr berührt. Noch ein Bild kommt mir in den Sinn. Ein festliches Bankett. Alles ist vorbereitet. Der Tisch gedeckt mit herrlichen Speisen, die Krüge gefüllt mit köstlichem Wein. Fröhliches Gelächter mischt sich mit den rhythmischen Klängen der Tanzmusik. Und dann sehe ich den Gastgeber. Er kommt auf mich zu. Er führt mich zum Tisch, zu meinem Platz. Heute bin ich ein Ehrengast. Viele freundliche Augen schauen zu mir. Doch auch düstere Blicke erkenne ich. Nicht alle freuen sich für mich. Manche hätten mich lieber gebeugt und niedergeschlagen gesehen. Unglücklich und zerbrochen. Dafür haben sie auch viel getan. Sie nahmen mich ins Fadenkreuz. Aber sie haben nicht gesiegt. Das sind meine Feinde, doch sie können mir nichts mehr antun. Denn mein Herr hat vor ihren Augen einen Tisch für mich bereitet und mir einen Platz in seiner Nähe gegeben. Hier bin ich nun sicher.
Dieses Bild gibt mir Mut! Egal wie viele Feinde ich habe, ob sie menschliche Form haben, oder ob sie Probleme, Krankheit, Hoffnungslosigkeit oder andere Namen haben, es wird ein Ende geben, ein gutes Ende. Alles Feindliche, das mir in diesem Leben übel zusetzt, wird einmal besiegt sein. Wenn Jesus als König wiederkommt, dann wird es ein herrliches Fest geben, bei dem alle am Tisch Platz nehmen werden, die zu ihm gehören. Ein neues Zeitalter bricht dann ein. Not, Leid und Traurigkeit haben dort keinen Platz mehr. Nur Freude ist im Hause des Herrn, für immer. Was für ein Finale!
Davids Psalm ist voll mit Vertrauen auf dem Herrn, dem guten Hirten. Er kennt den richtigen Weg und kann zuverlässig führen, alle, die ihm folgen. Der Weg mag nicht immer leicht sein, doch das ist der Weg, den der Hirte für den besten hält. Manchmal führt er über Berge, manchmal über tiefe Täler. Und manchmal auch über Brücken, unter denen Dinge sind, die mir Angst machen, wie bei diesen Schafen, auf der Autobahnbrücke. Doch ich will auf Gottes Güte und Barmherzigkeit vertrauen. Da lang gehen, wo Gott es mir zeigt, und Jesus, dem guten Hirten folgen, wohin er mich führt. Denn, auch wenn der Weg nicht leicht zu gehen ist, am Ende führt er zu grünen Weiden und zum frischen Wasser, nach Hause, zum Herrn.
“Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln.
Er ließ mich auf grünen Weiden ruhen, er führte mich zum frischen Wasser.
Er richtete meine Seele auf. Und auch wenn ich durch das Tal des Todesschattens gehe, werde ich nichts Böses fürchten, denn du bist bei mir.
Du bereitest mir einen Tisch vor den Augen meiner Feinde.
Güte und Barmherzigkeit werden mir mein Leben lang begleiten, und ich werde im Hause des HERRN sein, für immer…”
(aus Psalm 23)