Jakobus trifft Paulus…. Wie würde wohl eine Unterhaltung zwischen diesen beiden wichtigen Lehrern der urchristlichen Gemeinde laufen?
Jakobus, konservativ und nah an der jüdischen Lehre und ihren Gesetzen.
Paulus, der Apostel der Heiden, Vertreter des Glaubens, der von der Last des Gesetzes befreit. Da sind Spannungen vorprogrammiert. Und die gab es auch wirklich, damals in den Anfangsjahren der christlichen Gemeinde.
Beide Lehrer glaubten an den Herrn Jesus und beide waren überzeugt, dass kein Mensch die Rettung seiner Seele verdienen kann, sondern dafür die Gnade Gottes braucht.
Jakobus betonte jedoch die Werke, die aus dem Glauben folgen, und Paulus eher den Glauben selbst.
Ich stelle mir vor, ich bin dabei, wenn sie sich die beiden unterhalten. Ich habe den folgenden Dialog aus Versen zusammengestellt, die aus dem Jakobusbrief und aus den Briefen des Aposteln Paulus an die Römer, Galater und Epheser stammen:
– Lieber Bruder Jakobus, alle sind Sünder und werden ohne Verdienst gerecht aus Gottes Gnade durch die Erlösung, die durch Jesus Christus geschehen ist. So halten wir nun dafür, dass der Mensch gerecht wird ohne die Werke des Gesetzes, allein durch den Glauben.
(Römer 3,23+28)– Lieber Bruder Paulus, der Glaube ohne Werke ist nutzlos! Ist Abraham, unser Vater, nicht durch Werke gerecht geworden, als er seinen Sohn Isaak auf dem Altar legte? Ist Rahab nicht durch Werke gerecht geworden, als sie die Kundschafter der Israeliten versteckte und ihnen half, aus der Stadt zu fliehen? So sieh nun, dass der Mensch durch Werke gerecht wird, nicht durch Glauben allein.
(Jakobus 2,20-26)– Lieber Bruder Jakobus, wir waren tot durch unsere Übertretungen und Sünden. Aber Gott, ist reich an Barmherzigkeit! Er hat uns mit einer großen Liebe geliebt, und hat uns mit Christus lebendig gemacht. Uns, die wir tot waren in den Sünden. Durch Gottes Gnade sind wir gerettet, nicht durch Werke, damit niemand sich rühme.
(Epheser 2,1-9)– Das ist richtig lieber Bruder Paulus, aber wenn jemand zu mir sagt, ich habe Glauben, dann sage ich zu ihm: Zeige mir doch deinen Glauben, der keine Werke hat, so will ich dir meinen Glauben zeigen anhand von meinen Werken.
(Jakobus 2,18+26)– Lieber Bruder Jakobus, das sehe ich auch so! Denn in Jesus Christus gilt nur der Glaube etwas, der durch die Liebe tätig ist.
(Galater 5,6)
„Liebe beide Brüder, dann gibt es doch keinen Widerspruch, oder?“, würde ich dann dazwischen rufen.
Paulus bringt es auf den Punkt:
In Jesus, für Jesus gilt nur der Glaube, der durch die Liebe tätig ist. Das ist der Glaube, der rettet. Wenn das Ergebnis des Glaubens nicht Werke sind, die aus Liebe geschehen, müsste man diesen Glauben auf seine Echtheit prüfen. Es geht um Liebeswerke.
Doch wie sehen solche Liebeswerke konkret aus?
Da denk ich an das Gebot: Liebe deinen Nächsten, wie dich selbst!
Das heißt, ich soll meinen Nächsten auf die gleiche Stufe wie mich selbst setzen. Nach dem Motto, „Wie ich mir, so ich dir“:
- So wie ich für mich Zeit, Geld und Energie verwende und für mein Wohl sorge, so tue ich es auch für meine Mitmenschen.
- So wie ich auf manches verzichte, das mir nicht gut tut, so verzichte ich auch auf manches, das dem anderen nicht gut tut.
- Und nicht zuletzt: Ich sehe die Beziehung meiner Mitmenschen zu Gott als genauso wichtig an, wie meine Beziehung zu ihm, und setze mich dafür ein, dass auch andere Menschen ihren Weg mit Gott gehen und ans Ziel kommen.
Der Glaube, der durch die Liebe tätig sein will, ist definitiv eine feine Sache. Doch was ich konkret tun kann, sehe ich nicht immer sofort. Oft frage ich mich: Was ist dran, wo ist mein Platz? Da hilft mir, was Paulus an die Epheser schrieb: „Wir sind Gottes Werk, geschaffen in Christus Jesus zu guten Werken, die Gott zuvor bereitet hat, dass wir darin wandeln sollen.“
Diese Aussage finde ich sehr wertvoll! Denn es kann bedeuten, dass Gott für mich persönlich Werke vorbereitet hat, so zu sagen nach Maß geschnitten, die ich dann auch entsprechend gut tun kann. Mein Gebet ist, dass Gott mir hilft, diese Aufgaben zu erkennen, die er mir zugedacht hat. Vielleicht durch Menschen, aber auch durch Situationen.
Den Satz „Gabe ist gleich Aufgabe“ finde ich auch sehr hilfreich. Denn es ist logisch und auch sinnvoll, dass meine Aufgaben mit meinen Fähigkeiten und Talenten zu tun haben.
Und sollte ich manchmal entmutigt sein oder mich nicht gut genug fühlen, dass Gott mich für seine gute Sache gebrauchen kann, dann denke ich an das Gleichnis von Jesus über den Hausherrn, der ausging, um Arbeiter für seinen Weinberg anzuwerben.
Er ging mehrmals am Tag auf die Suche, und als er abends ein letztes Mal losging, traf er noch einige Arbeiter, die keine Arbeit gefunden hatten. Auf die Frage „Warum?“ sagten sie: „Uns wollte keiner haben“
Vielleicht sahen sie nicht stark genug oder erfolgsversprechend aus… „Geht doch und helft auch noch in meinem Weinberg mit!“, bot ihnen der Hausherr an. Er, der ein Bild für Gott den Vater ist, wollte diese Menschen, die sonst keiner haben wollte.
Egal wie Erfolg und Können in dieser Welt gemessen werde: In Gottes Weinberg gibt es Arbeit für alle. Einen Platz für jeden. Denn in Gottes Augen ist jeder wertvoll und willkommen. Und geliebt!
Ich war damals nicht dabei, als das Thema Glaube und Werke heiß diskutiert wurde. Aber ich bin mir sicher, dass Paulus, Jakobus, die Christen von damals und auch wir heute dieses Thema abschließen können, mit dem Gebet:
Herr, lass Liebe und Glauben mein Herz füllen,
damit sie meine Hände führen!