Denk mal nach: Welches Licht siehst du…?
Es ist immer wieder spannend zu sehen, wie Bibelverse eine klarere Bedeutung bekommen und in einem neuen Licht erscheinen, wenn ich sie im Zusammenhang lese. Die folgenden Verse aus der Bergpredigt von Jesus im sechsten Kapitel des Matthäusevangeliums sind als einzelne Verse sehr bekannt und oft zitiert. Als ich sie aber vor kurzem wieder im Zusammenhang gelesen habe, ist mir etwas Neues klar geworden.
Jesus sagt hier:
„Die Lampe des Leibes ist das Auge. Wenn nun dein Auge schlicht ist, so wird dein ganzer Leib hell sein. Wenn aber dein Auge böse ist, so wird dein ganzer Leib finster sein. Wenn nun das Licht, das in dir ist, Finsternis ist, wie groß die Finsternis!
Niemand kann zwei Herren dienen, denn entweder wird er den einen hassen und den anderen lieben, oder er wird einem anhängen und den anderen verachten.“ (Matthäus Ev. 6,22-24)
Jesus spricht hier das Was und das Wie wir Menschen anschauen. Unseren Fokus. Und unmittelbar danach im nächsten Vers weist er darauf hin, dass es nicht wirklich umsetzbar ist, zwei Herren gleichzeitig zu dienen. Was so viel heißt, gleichzeitig zwei Fokusse zu haben, zwei Ziele zu verfolgen, die beide gleichzeitig um Priorität kämpfen. Der neue Gedanke für mich hier ist dieser: Wenn ich nur dem Herrn dienen will, wenn ich will, dass Gott die erste Stelle in meinem Leben hat, dann muss ich darauf achten, was und wie mein Auge sieht. Was ich mir anschaue und auch wie ich die Dinge betrachte. Denn das Auge ist das Licht des Leibes, sagt Jesus. Durch die Augen fällt das Licht in den Körper und geht in das Innere des Menschen hinein. Wenn das Licht, das in mich hineinkommt, kein gutes Licht ist, sondern Finsternis, dann wird mein Inneres auch finster. In der Welt gibt es große Finsternis und viele Dinge, die ein ganz schlechtes Licht werfen. Wenn ich zulasse, dass durch meine Augen diese Finsternis auch mein Inneres erreicht, dann nimmt die Finsternis ein viel größeres Ausmaß an. Sie ist nicht nur außerhalb von mir, sondern auch in mir selbst. Wie groß ist dann die Finsternis…
Der lange Blick auf das Negative, und auch auf das, was unangebracht und unanständig ist, verdunkelt mein Inneres und verringert meine Fähigkeit, klar zu sehen. Jesus ermahnt mich hier, meinen Blick bewusst von dem fernzuhalten, was schlecht ist, und auf das Gute und Reine zu richten. Und er ermutigt mich, die Dinge mit Einfachheit zu betrachten, sie nicht unnötig kompliziert zu machen, sondern bei allem Gott zu vertrauen, wie ein Kind. Wenn mein Auge auf das Gute schaut, wenn Gottes Licht in mich hineinfällt, beeinflusst das direkt mein Denken und Handeln, meine Wünsche und Ziele. Und das bestimmt, welchem Herrn ich letztlich diene…
Habe ich einmal das richtige Licht gefunden, und kann ich die Dinge unter Gottes Licht betrachten, dann ist es enorm wichtig, mich nur auf dieses Licht zu konzentrieren und nicht auf die Dunkelheit zu schauen, um mich herum.
Als ich noch ein Kind war, habe ich die Sommer in unserem Dorf in einem Bergtal auf Kreta verbracht. Damals kamen viele Kinder zusammen und spielten draußen bis in die Abendstunde. Unser Haus war damals das letzte am Rand des Dorfes. Um dahin zu gelangen, musste ich allerdings eine kurze Strecke im Dunkeln gehen, auf der keine anderen Häuser standen, vorbei an Olivenhainen und an der Ruine einer Olivenmühlenfabrik. Weiter weg von der Straßenlaterne war es um mich herum so dunkel, dass ich fast nichts erkennen konnte. Die einzigen Geräusche waren der Wind aus den Bergen und die Rufe der Eule. Für ein junges Kind ziemlich unheimlich. Ich erinnere mich, wie ich mit schnellen Schritten lief und nur gerade aus schaute, um meine Furcht im Zaun zu halten. Und da war dieses kleine Lichtlein, eine einfache Leuchtbirne an der Hauswand meiner Tante. Dieses Licht im Dunkeln markierte mein Ziel und gab mir Mut. Bald würde ich zu Hause sein, nur noch ein paar Schritte und die Dunkelheit liegt hinter mir…
Das ist für mich ein sehr plastisches Bild, wie wichtig es ist, nur auf das Licht zu sehen. Die Augen fest auf das Licht zu halten und nicht die Schatten zu beachten, die aus der Dunkelheit wie starke Hände nach mir greifen. Probleme, Herausforderungen, persönliche Baustellen, Dinge die nicht gut laufen, unerfüllte Wünsche und Sehnsüchte, Ängste, Zweifel, Mutlosigkeit und vieles andere können solche Schatten der Dunkelheit sein. Aber ich darf nicht zulassen, dass sie mich von Gottes Licht ablenken, das mein Ziel markiert. Nur so kann ich den Mut und die Kraft, die Wärme und Hoffnung, die Freude und Erfüllung erfahren, die nur Gottes Licht in mir bewirkt.
Licht hat eine große Anziehungskraft. Es gibt aber leider auch viele falsche Lichter, Lichter, die einen in die in falsche Richtung locken. Jesus warnt uns Menschen davor, auf die falschen Lichter zu schauen, sie in uns hineinzulassen, um dann zu erleben, wie sie sich als Finsternis entpuppen. Gottes Licht ist das wahre Licht. Doch wie erkenne ich es, damit ich meine Augen nur auf dieses Licht richte, das mir den richtigen Weg und das Ziel markiert?
Im Psalm 119, 105 steht geschrieben: „ Dein Wort ist eine Leuchte vor meinem Fuß und ein Licht auf meinem Weg.“
Gottes Wort, ist mein Licht. Die Augen auf dieses Licht auszurichten, heißt, zu wissen, was Gott sagt, darauf zu vertrauen und mich davon leiten zu lassen. Gottes Worte und Gedanken, Richtlinien und Ordnungen kann ich in der Bibel lesen. Sie leuchten mir den Weg und zeigen mir wie ein Kompass die richtige Richtung.
Und Jesus selbst sagt im Johannes Ev. Kapitel 8,Vers 12: „Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, wird nicht in der Finsternis wandeln, sondern wird das Licht des Lebens haben.“
Auf Jesus zu sehen bedeutet, darauf zu schauen, wie er gelebt hat, was er gesagt hat. Seine Liebe für Gott und die Menschen zu sehen, seinen Gehorsam vor Gott, seine Demut und Opferbereitschaft, seine Tapferkeit und wie er Gott dem Vater völlig vertraute. Um mit seiner Hilfe seinen Schritten zu folgen und das Ziel zu erreichen.
Mein Auge ist der Zugang zu meinem Inneren. Deshalb will ich nur Gottes Licht hineinlassen. Je mehr ich meine Augen nur auf dieses Licht richte und alles in diesem Licht betrachte, umso mehr werde ich erleben, wie dieses Licht fortwährend mein Inneres erhellt und verändert, wie die Schatten der Dunkelheit kleiner werden, und wie ich nicht zwei, nicht drei, sondern nur einem Herrn dienen lerne, Gott dem Herrn.
Pass auf, mein Auge, was du siehst!
Lass keine Finsternis in mich hinein, sondern nur Gottes Licht.
Damit du, mein Herz, allein dem Herrn anhängst und nur ihm dienst…(nach Matthäus Ev. 6,22-24)