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Mit Jesu Schürze…

Denk mal nach: Was wirst du tun, mit Jesu Schürze?

Jesus hat oft Bilder benutzt, um den Menschen wichtige Dinge beizubringen. Beim letzten Abendmahl, am Abend seiner Verhaftung, tat er dann etwas, das für seine Jünger damals, aber auch für uns heute, eine ganz wichtige Lektion ist. Im Johannes Ev. 13 lesen wir:

Im Bewusstsein, dass der Vater ihm alles in die Hände gegeben hatte und dass er von Gott gekommen war und zu ihm zurückkehren würde, stand Jesus vom Tisch auf und legte sein Obergewand ab. Er band sich ein Tuch aus Leinen um, goss Wasser in eine Schüssel und begann, seinen Jüngern die Füße zu waschen.

Das war eine Aufgabe, die normalerweise Diener oder Untergeordnete erledigten. Keine Aufgabe für Personen weit oben in der Rangordnung. Warum konnte Jesus sich selbst so erniedrigen, obwohl er der Sohn Gottes des Höchsten war und ganz oben auf der Rangliste stand? Kann es vielleicht mit dem zusammenhängen, was wir davor lesen? Dass Jesus wusste, dass der Vater ihm alles in die Hände gegeben hatte und dass er von Gott gekommen war und zu ihm zurückkehren würde?

Ja, Jesus wusste, wer er war. Er kannte seinen Weg und sein Ziel. Er war sich bewusst, wie wertvoll er in Gottes Augen war und wie stark die Liebe und die Gemeinschaft zwischen ihm und Gott seinem Vater waren. Dieses Bewusstsein und die Liebe für seine Jünger gaben ihm, dem Herrn, die Stärke, sich zu erniedrigen und ein Diener zu sein. Ja, sich eine Schürze umzubinden!

Das scheint fast ein Prinzip zu sein, oder ein Tipp. Wenn ich weiß, wer ich bin, woher ich komme, wohin ich gehe, wie wertvoll und geliebt ich in Gottes Augen bin, dann ändert das auch die Art und Weise, wie ich mich selbst und die anderen sehe. Nämlich mit Gottes Augen.
Mein Bedürfnis nach Bestätigung, Liebe und Anerkennung wird gestillt, weil Gott mich als wertvoll ansieht und mich liebt. Und ich kann die anderen als von Gott geliebten Menschen sehen. Das macht es wesentlich leichter, sie anzunehmen und zu lieben und ihnen zu helfen und zu dienen. Und es macht es auch leichter für mich, auch mal zu verzichten, und den anderen höher zu achten als mich selbst, obwohl ich nicht dazu verpflichtet bin. Ganz nach dem Vorbild von Herrn Jesus.

Nicht alle Jünger konnten sofort akzeptieren, was Jesus tat. Sie konnten nicht ertragen, ihren Herrn, vor dem sie so eine große Achtung hatten, vor ihnen knien zu sehen, um ihre schmutzigen Füße zu waschen. Wir lesen, dass Petrus sich weigerte: „Niemals sollst du mir die Füße waschen!“ Er rief wahrscheinlich das aus, was auch die anderen gedacht hatten.

Ich kann Petrus Reaktion sehr gut verstehen. Der Herr, sein Herr, dessen Macht, Wunder und Autorität Petrus so oft erlebt hat, sein Lehrer, sein Freund, der, der die Worte des ewigen Lebens hat, ja, der Messias, Gottes Sohn selbst, kniet vor ihm und will ihm die Füße waschen. Das geht nicht! In diesem Moment wird einem Menschen besonders bewusst, wie klein und unwürdig er ist, verglichen mit Gottes Heiligkeit und Größe.

Ich hätte ähnlich wie Petrus reagiert. Es ist nicht leicht zu akzeptieren, dass Gott sich klein macht, um mich, einen sündigen Menschen, zu bedienen. Aber es ist notwendig, denn es geht hier nicht ums Bedienen, sondern ums Reinigen. Ich darf nicht bei der Tatsache stecken bleiben, dass ich ein sündiger Mensch bin und ich niemals vor Gott bestehen könnte. Und ich darf diese Tatsache auch nicht als Entschuldigung nutzen, um fern von Gott zu bleiben und meine eigenen Wege weiterzugehen. Nach dem Motto: Ich bin so schlecht, so kann ich niemals zu Gott, also lass ich es gleich. Es ist gut, vor Gott demütig zu sein und sich der eigenen Schuld bewusst zu machen. Doch meine Scham und das Wissen, dass ich vor Gott unwürdig bin, dürfen mich nicht davon abhalten, mich ihm zu nähern und mich von ihm reinigen zu lassen. Denn Jesus nimmt jeden Menschen an, reinigt ihn und gibt ihm neues Leben und eine ewige Perspektive.

Als Petrus dann von Jesus hörte, dass er ihm die Füße waschen muss, sagte er: „Bitte nicht nur die Füße, sondern auch die Hände und das Gesicht!“
Jesus aber antwortete ihm: „Wer gebadet hat, der ist ganz rein. Ihm braucht man nur noch den Staub von den Füßen zu waschen. Ihr seid rein.“ Jesus meinte damit, wenn ein Mensch zu ihm kommt, ihm seine Schuld bringt und Gottes Vergebung empfängt, ist dieser Mensch in Gottes Augen rein. Er ist aber nicht davon frei, nie wieder zu sündigen und keine Fehler mehr zu machen. Es ist als wenn seine Füße auf dem Lebensweg immer mal wieder staubig werden. Aber wenn dieser Mensch seine Fehler vor Gott bekennt, dann wird Gott ihm neu vergeben. Er muss nicht wieder die Grundreinigung erleben. Die hat schon stattgefunden. Nur die Füße müssen wieder gewaschen werden. Und Jesus wird diesem Menschen die Füße waschen, wie damals bei seinen Jüngern.

Was mich aber nachdenklich macht, ist das, was Jesus seinen Jüngern damals zusätzlich sagte. Dass sie sich auch gegenseitig den Staub von den Füßen waschen sollen. Wenn aber das Waschen der Füße ein Bild für die Vergebung Gottes ist, die auch ein gereinigter Mensch immer wieder in seinem Leben brauchen wird, kann es dann auch sein, dass Jesus hier seinen Jüngern einen wichtigen Hinweis gibt? Eine Lektion?
Dass sie sich auch auf die „Reinheit“ des anderen kümmern sollen? Dass sie aufeinander aufpassen, einander ermutigen, und wenn nötig auch korrigieren? Einander helfen, aus der Vergebung Gottes zu leben und sie neu zu suchen, wann immer nötig?

Ja, vielleicht hat Jesus auch das gemeint. Denn das ist ein Akt der Liebe. Und an der Liebe sollen alle erkennen, wer zu den Jüngern und Nachfolgern Jesu gehört.

Mit Jesus als Vorbild erhalte ich im Kapitel 13 des Johannes Evangeliums wichtige Lektionen und wertvolle Tipps für mein Leben in der Nachfolge.
Zum einen, dass ich auch mal kleiner auftreten, mal undankbare Aufgaben übernehmen kann. Mal verzichten kann und den anderen höher achte, als mich selbst. Das muss nicht an meinem Selbstbewusstsein nagen, denn ich weiß, wer ich bin und zu wem ich gehe. Als Gottes Kind bin ich wertvoll und geliebt.
Und zum anderen, dass Jesus seine Nachfolger zusammenstellt, so dass sie aufeinander aufpassen und sich gegenseitig unterstützen, stärken und motivieren,  auf dem gemeinsamen Weg zum Ziel.

Ich kann gut verstehen, warum Petrus einmal zu Jesus sagte: „Herr, wo sollen wir hin? Du hast Worte des ewigen Lebens.“
Denn es mag sein, dass die Worte Jesu in diesem Abschnitt herausfordernde Worte sind und nicht immer leicht umzusetzen, aber das sind auch Worte, die mein Leben bereichern und Dinge bewirken, die einen ewigen Wert haben.

Ihr nennt mich Lehrer und Herr und es ist richtig, denn ich bin es auch. Wenn nun ich, der Herr und Lehrer, euch die Füße gewaschen habe, so sollt auch ihr euch gegenseitig die Füße waschen. Ich habe euch damit ein Beispiel gegeben, damit ihr auch so tut, wie ich es bei euch getan habe.

(Johannes Ev. 13,13-15)

Liebt einander, so wie ich euch geliebt habe. An dieser Liebe füreinander soll jeder erkennen, dass ihr zu mir gehört.

(Johannes Ev. 13,34-35)

 
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