Gott, die Könige und ich…

Viele Jahre habe ich das Alte Testament etwas vernachlässigt und habe lieber im Neuen Testament gelesen, um immer mehr über das Leben als Christ zu lernen und wie ich Jesus richtig nachfolgen kann.

Doch immer wieder bin ich verblüfft, wie viel ich dazulernen kann, wenn ich im Alten Testament lese, wie Gott und Menschen in verschiedenen Situationen reagierten. Es wird mir klar, dass Gott kein unnahbarer Gott irgendwo oben im Himmel ist, sondern er sucht die Gemeinschaft und die Nähe zu uns Menschen. Auch wenn wir Gottes Gedanken und Pläne nicht komplett begreifen können, lässt er uns trotzdem daran teilhaben. Und er zeigt auch Gefühle. Gefühle, die auch wir Menschen kennen. Freude und Begeisterung, aber auch Trauer, Zorn und Enttäuschung.

Beim Lesen der Geschichten der Könige von Israel ist mir etwas sehr wichtig geworden. Etwas, das mich besonders herausfordert: Gott setzt sein Vertrauen auf die Menschen. Und dieses Vertrauen kann belohnt, aber auch enttäuscht werden.

König Sauls Geschichte finde ich da besonders lehrreich. Saul war um das Jahr 1000 vor Christus der erste König von Israel. Gott selbst hat ihn dazu berufen. Am Anfang war Saul bescheiden und treu. Doch nach und nach verlor er seine Loyalität Gott gegenüber. Vielleicht hatte Saul auch manches gut gemeint, aber letztlich schlecht gemacht.
In manchen schwierigen Situationen geriet er unter Druck und handelte dann voreilig. Teilweise stellte er auch eigene Regeln auf, statt auf Gottes Zeitpunkt zu warten und auf Gottes Regeln zu vertrauen. Saul hat als König, als Oberhaupt des Volkes Gottes, versagt. Gott hat sein Vertrauen auf Saul gesetzt, aber Saul hat Gott enttäuscht. Wie schade!

Sauls traurige Geschichte zeigt mir, dass ich vorsichtig sein sollte. Denn wie oft bin ich selbst in der Gefahr, voreilig zu handeln, weil ich denke, es muss jetzt sofort was passieren? Wie oft bin ich versucht, Gottes Wort zu verdrängen und nach eigenen Vorstellungen zu handeln, weil mir das manche Vorteile verspricht?

In der Bibel ist noch von manchen anderen Königen Israels die Rede, die ebenfalls einen guten Anfang hatten, aber leider ein ungutes Ende. Sie wurden überheblich, sie haben Gottes Gebote keine Achtung mehr geschenkt, haben ihre Hilfe bei Menschen und nicht bei Gott gesucht, oder sie haben sich mit Gottlosen verbündet. Manche haben am Ende sogar Gott verlassen und Götzen angebetet. Wenn ich von diesen Königen lese, dann frage ich mich: Diene ich Gott immer mit ungeteiltem Herzen? Bin ich etwa nicht in der Gefahr, Götzen zu haben und statt Gott andere Dinge in den Vordergrund zu stellen? Suche ich vielleicht meine Hilfe auch nicht bei Gott, sondern wo anders? Und habe ich meine Ungeduld, meinen Hochmut, meinen Egoismus, meinen Drang, selbst zu bestimmen immer fest im Griff?

Gott setzt sein Vertrauen in mich, und es wird mit Sicherheit eine Herausforderung bleiben, diesem Vertrauen gerecht zu werden. Aber es ist nicht unmöglich. Auch das lerne ich durch die Geschichte der Könige im Alten Testament.

David, der direkt nach Saul König wurde, wird als ein Mann nach dem Herzen Gottes beschrieben. Er liebte Gott von ganzem Herzen. Er machte zwar auch Fehler, manche waren sogar ziemlich folgenreich. Aber von König David lerne ich, wie wichtig es ist, immer Gottes Nähe zu suchen, die eigene Schuld zu bekennen und auf Gottes Barmherzigkeit und Vergebung zu vertrauen.

Ein besonderer Lichtblick, was Loyalität und Treue angeht, ist König Josia. Er regierte das Südreich Juda im 7. Jahrhundert vor Christus, also 350 Jahre nach Saul. Über Josia steht geschrieben, dass er weder zur Rechten noch zur Linken wich. Er schaffte den Götzendienst komplett ab, und so lange er regierte, folgte das Volk dem Herrn konsequent nach. Besonders berührt mich, was Gott Josia sagen ließ. In etwa das: „Weil dein Herz weich geworden ist, weil du vor mir geweint hast wegen der Schuld meines Volkes und du mein Wort ernst nimmst und meinen Willen tun willst, deshalb habe ich dich auch erhört.“ Welche Anerkennung von Gott dem Herrn selbst! Von Josia lerne ich, dass es möglich ist, ein ungeteiltes Herz zu haben, und wie sehr Gott das schätzt und sich darüber freut!

Im Alten Testament zu lesen finde ich sehr bereichernd. Ich lerne so viel über Gottes Wesen. Es macht mir Mut zu sehen, dass Gott mächtig, heilig und gerecht ist, aber keinesfalls unnahbar, kaltherzig oder gefühllos. Er sucht nicht nach perfekten Menschen, sondern nach treuen. Nach Menschen, die ein aufrichtiges Herz haben, ihn lieben und achten und bereit sind, seinem Willen Vorrang zu geben vor ihren eigenen Willen. Menschen, die ihm vollkommen vertrauen und denen er vertrauen kann und mit ihnen zusammen seine Pläne und Ziele vollendet.

Dass Gott sein Vertrauen auf mich setzt, fordert mich heraus. Es bereitet mir einerseits Bauchweh, aber anderseits motiviert es mich, dass ich ihm treu und loyal sein will. Ich weiß, dass ich nicht frei von Fehlern und Schwächen bin, aber Gott steht mir mit seiner Barmherzigkeit, Weisheit und Macht zur Seite.

Gott sucht nach Menschen, die mit ihm wandeln wollen.
Und so ein Mensch möchte ich auch sein.

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